Coastline und Campvibes

Anfang des Jahres war unsere letzte und auch bisher einzige Reise 2020. Groß also die Sehnsucht nach Weite, Meer und Entspannung in einer verrückten und fordernden Zeit.

Bereits letztes Jahr wollten wir per Van Richtung Dänemark und Hygge aufbrechen, was aber kurzfristig mangels Gefährts ausfallen bzw. verschoben werden musste. So freuten wir uns umso mehr, dass es trotz aller Herausforderungen dieses Jahr funktionieren sollte: Roadtrip in den Norden mit dem CROSSCAMP und doch sollte es minimal anders kommen als zu Hause am Rechner geplant.

Um in den Norden aufbrechen zu können, musste ich erstmal per Bahn tief in den Süden Richtung Allgäu aufbrechen, um in Isny unser temporäres Zuhause übernehmen zu können. Neun Stunden Bahnfahrt später, gefüllt mit frischen Stullen und mehr Reiseplanung, kam ich im Allgäu an und checkte die Nacht in eine kleine Pension am Ort ein, um am nächsten Tag frisch und ausgeschlafen für die Rückreise mit dem Van zu sein.

Am Folgetag bekam ich bei CROSSCAMP von einem Mitarbeiter in aller Ruhe und Ausführlichkeit das Auto erklärt: Wie geht das Dach auf? Was muss ich beachten, wenn wir kochen möchten? Auf alle Fragen gab es eine kompetente Antwort. Und dann ging es auch los: erster Stopp das Ruhrgebiet, die Familie einsammeln und das Auto vorbereiten für den nächsten Tag, der Tag der Abreise Richtung Hygge.

Sieben Stunden (netto) Fahrt trennten uns vom Aufwachen in den Dünen, vom Strand und von der dringend benötigten Auszeit. Ca. neun Stunden und diverse Eis an Raststätten später erreichten wir müde und glücklich unser erstes Ziel in Nørre Lyngvig. Eine kurze Runde über den Platz und wir fanden unser idyllisches Plätzchen für die ersten Tage, eingebettet in den Dünen, hinter denen das ersehnte Meer liegt. Aber erstmal: Dach auf, Betten beziehen und von der Fahrt erholen.

Erster Gedanke am nächsten Morgen: „Das Meer ist hinter den Dünen, wir können es fast hören.“ Allerdings will ein Tag am Meer gut gefrühstückt bestritten werden und so wurde die Schlafstätte fix umgebaut und kurze Zeit später nahmen wir unser erstes Outdoor-Frühstück ein. Ein frischer Kaffee und der Duft von Salzwasser taten ihr Übriges und so erklommen wir die Düne Richtung Strand. Oben angekommen quiekte Hedi vor Freude, als sie das Meer sah und so ging es uns letztendlich auch. Endlich angekommen. Nachdem wir gefühlt den halben Strand umgegraben hatten, ging es erstmal müde und zufrieden Richtung mobiles Zuhause zurück. Kurze Mittagspause im Van, inkl. Snack für alle, bevor es dann losging, um die Gegend ein wenig zu erkunden.

Da sich das Wetter leider zusehends verschlechterte, fuhren wir Richtung Børsmose Strand, ein Autostrand wie es in Dänemark einige dieser Art gibt. Nach einer knappen Stunde Fahrt durch Dänemarks wunderschöne Küstenlandschaft erreichten wir unser Ziel und befuhren mit Glücksgefühlen den Strand. Zusammen mit ein paar anderen Camper Vans standen wir quasi in erster Reihe zum Meer, bereit den Tag am Strand zu verbringen. Auch wenn das Wetter eher mäßig war, hatten wir unseren Spaß. So hatten wir unser mobiles zu Hause jederzeit in Sichtweite von unseren Buddelplätzen am Strand, ein wenig fühlte es sich wie eine Camper-Variante eines All-Inclusive-Urlaubs an: Jederzeit konnten wir uns versorgen, Kaffee brühen und Zimtschnecken verputzen oder ein wenig ausruhen mit Blick aufs raue Meer vor uns. All Inclusive, nur ohne Bändchen.

Das gute am mobilen Zuhause: Man kann spontan agieren, wenn das Wetter einem quer kommt und sich eine alternative Route, passend zum Wetterbericht, basteln. Da wir bei Einreise sechs Übernachtungen nachweisen mussten, waren wir regional ein wenig an die Westküste Dänemarks gebunden und bewegten uns meist zwischen Nørre Lyngvig, Børsmose, Ribe und in der Region Syddanmark. Manchmal hielten wir einfach unterwegs an einem Feld an und machten eine ausgiebige Fika, oder einen kurzen Mittagsschlaf nach viel „Vitamine Sea“ am Morgen. Mobiles Hygge, dank unseres Vans. So fühlt sich also dänische Entschleunigung in Kombination mit dem viel gepriesenen „Camperlife“ an. So verflogen die Tage trotz Regenschauern und Sturm und sie waren gefüllt mit Frühstückseiern im Meer abschrecken, Löcher buddeln am Strand, Mittagsschlaf mit Meeresrauschen, Fika, Hygge, Fangen spielen, unfassbar vielen und wunderschönen Erinnerungen und so so viel mehr (MEER?).

Wehmütig fuhren wir an unserem Abreisetag ein letztes Mal an und auf den Strand und ich sehe jetzt noch Hedis leuchtende Augen im Rückspiegel vor mir, als sie das Meer sah. Ein letztes Mal „bakken“, so wie sie das Buddeln und Sandkuchen formen nennt, ein letzter Kaffee mit Blick auf das schier endlose Meer, ein letztes Mal die Dünen erklimmen und sich ganz klein und bescheiden auf dieser Welt fühlen.

Mit einer kleinen Träne im Auge respektive in der Kaffeetasse machten wir uns auf dem Weg Richtung Heimat, stoppten ein letztes Mal an einer Landstraße Richtung Autobahn, um uns an einem Bauernhof mit frischen Erdbeeren für die Heimfahrt zu versorgen. Einige Stunden später hatten wir sozusagen wieder „festen Boden“ unter den Füßen, sprich wir waren wieder im Ruhrgebiet angekommen und fielen müde und glücklich in unser Bett. Am Tag drauf luden wir wehmütig unsere Habseligkeiten aus, stellten die Wäsche an und machten unser temporäres zu Hause wieder „ausgehfein“, bevor es für mich am nächsten Tag wieder Richtung Allgäu ging, um das Fahrzeug abzugeben. Denn auch die schönste Auszeit endet leider irgendwann.

Auf der Rückfahrt mit der Bahn sichtete ich die ersten Fotos unserer Reise und fühlte mich sofort zurückversetzt ans Meer. Wenn einem das gelingt, mit Atemschutzmaske im Gesicht, im ICE von Stuttgart Richtung Ruhrgebiet, dann hat man wohl alles richtig gemacht.

Unser Dank geht an CROSSCAMP für den großartigen Support vor, während und nach unserem gemeinsam Projekt, welches diese Reise erst möglich gemacht hat.